Formen der Schwerhörigkeit

Periphere Hörstörungen

Definition von peripheren Hörstörungen im Kindesalter aus den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. Periphere Hörstörungen betreffen das Hörorgan (Außenohr, Mittelohr und Innenohr).

Schallleitungsschwerhörigkeit (SLS):

Unter Schallleitungsschwerhörigkeiten werden Störungen der Schallübertragung im äußeren Gehörgang und/oder im Mittelohr verstanden. Sie können vorübergehend auftreten, z.B. in Folge eines Mittelohrergusses bzw. einer Mittelohrentzündung. Sie stellen die größte Gruppe der kindlichen Schallleitungsschwerhörigkeiten dar. Die permanenten Schallleitungsschwerhörigkeiten sind im Kindesalter vergleichsweise selten und Folge angeborener oder erworbener Defekte der schallübertragenden Strukturen im Gehörgang bzw. Mittelohr.

 

Schallempfindungsschwerhörigkeit (SES):

Unter Schallempfindungsschwerhörigkeiten werden Hörstörungen verstanden, die durch Innenohr- oder Hörnervenschädigungen bedingt sind. Als "auditorische Neuropathie" bzw. "Synaptopathie" (auditorische Neuropathie/Synaptopathie) bezeichnet man dabei Pathologien in den Strukturen zentral von den äußeren Haarzellen (Störung der Funktion der äußeren Haarzellen der Hörschnecke). Schallempfindungsschwerhörigkeiten sind mit Ausnahme der im Kindesalter äußerst seltenen Hörstürze permanente Hörstörungen, die progredient (fortschreitend) verlaufen können.

Kombinierte Schwerhörigkeit: So bezeichnet man die Kombination aus einer Schallleitungsschwerhörigkeit und Schallempfindungsschwerhörigkeit.


Auditive Verarbeituns- und Wahrnehmungsstörung (AVWS): Hierbei handelt es sich nicht um eine periphere Hörstörung, da das Hörorgan intakt ist. Hier ist die Weiterverarbeitung gehörter Informationen gestört. Von der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP) wird die AVWS wie folgt definiert: Eine Auditive Verarbeitungs- und/oder Wahrnehmungsstörung (AVWS) liegt vor, wenn bei normalem Tonaudiogramm zentrale Prozesse des Hörens gestört sind. Zentrale Prozesse des Hörens ermöglichen u. a. die vorbewusste und bewusste Analyse, Differenzierung und Identifikation von Zeit-, Frequenz- und Intensitätsveränderungen akustischer oder auditivsprachlicher Signale sowie Prozesse der binauralen (,beidohrigen‘) Interaktion (z. B. zur Geräuschlokalisation, Lateralisation, Störgeräuschbefreiung, Summation) und der dichiotischen (vom griechischen dicha "entzwei, getrennt") Verarbeitung.