Autismus-Spektrum-Störungen

Frühkindlicher (Kanner) Autismus: Die Bezeichnung Kanner-Autismus ist auf den Kinderpsychiater Leo Kanner zurückzuführen, der den frühkindlichen Autismus beschrieben hat. Oft spricht man auch vom "Klassischen Autismus" oder "schwerem Autismus". Bei dieser Form von Autismus ist die Sprachentwicklung verzögert oder bleibt ganz aus. Weitere Merkmale, wie Probleme in der sozialen Interaktion, eingeschränkte Interessen und stereotype (immer wieder in der gleichen Form), repetitive (sich wiederholende) Verhaltensweisen sind oft besonders stark ausgeprägt. Kinder mit der Diagnose frühkindler Autismus zeigen Merkmale, die alle Formen der Autismus-Spektrum-Störung gemeinsam haben:

  • Probleme in der sozialen Interaktion und Kommunikation
  • eine besondere Wahrnehmungsverarbeitung
  • repetitives (sich wiederholendes) Verhalten
  • eine ungewöhnliche Denkweise
  • eingeschränkte Interessen, diese dafür aber sehr ausgeprägt
  • ein Bedürfnis nach Struktur, Beständigkeit, Vorhersehbarkeit

Erste Besonderheiten im Verhalten, erste Symptome sind bereits vor dem 3. Lebensjahr zu beobachten. Man unterscheidet zwischen einem Low Functioning Autismus (LFA) mit einer niedrig (gemessenen) Intelligenz und dem High Functioning Autismus (HFA) mit normaler bis hoher (gemessenen) Intelligenz.


Asperger-Syndrom: Asperger-Autisten sind im Vergleich zu Menschen mit frühkindlichen Autismus schon schwerer als solche auszumachen.

Menschen mit Asperger-Syndrom haben ebenfalls Probleme in der sozialen Interaktion und Kommunikation. Sie haben Schwierigkeiten für ein soziales Verständnis. Sie haben ebenfalls eine besondere Wahrnehmungsverarbeitung und eingeschränkte Interessen, die dafür sehr ausgeprägt sind. Asperger-Autisten suchen ebenfalls Struktur, Beständigkeit und Vorhersehbarkeit in ihrem Leben. Der Unterschied zum frühkindlichen Autismus liegt in der Sprachentwicklung. Hier sind weniger bis keine Sprachprobleme vorhanden. Der Wortschatz ist meist sehr groß, Sätze können grammatikalisch korrekt gebildet werden und die Kommunikation von einer komplexen Ausdrucksweise gekennzeichnet. Das Problem liegt einzig in der sozialen Kommunikation. Asperger-Autisten nehmen die Dinge wörtlich, was sehr oft zu Missverständnissen führt.

Die ersten Symptome sind auch hier bereits wie beim frühkindlichen Autismus vor dem 3. Lebensjahr zu beobachten. Die Intelligenz ist bei dieser Form von Autismus normal bis überdurchschnittlich. Manchmal können mit dem Asperger-Syndrom eine Dyslexie (Lesestörung), eine Dyspraxie (Störung beim Erlernen von Bewegungsabläufen, betroffen ist Fein- und Grobmotorik) oder ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) mit einhergehen.

Atypischer Autismus: Mit Atypischen Autismus beschreibt man jene Form, die zwar einige Symptome aus dem Autismus-Spektrum zeigt, aber nicht alle.

In der Regel gibt es zwei Gründe, warum es zu einer Diagnose "Atypischer Autismus" kommt:

  1. Erste Symptome werden erst nach dem 3. Lebensjahr gezeigt, während sie bei frühkindlichem Autismus und Asperger-Syndrom bereits davor gezeigt werden.
  2. Abweichende Symptomatik: Es sind nicht alle Merkmale zu beobachten. Für eine Diagnose müssen aber zwei der drei Symptome zutreffen.

Gerade wenn nicht alle Symptome sich ausbilden, spricht man auch oft von einer milden oder leichten Form von Autismus. Das kann zutreffen. Eine Diagnose ist im Fall von atypischen Autisten äußerst schwierig und oft bleiben sie ohne Diagnose. Allerdings muss es nicht automatisch eine leichte Form von Autismus sein. So können Betroffen in einem Gebiet sehr starke Probleme haben und in einem anderen Bereich nur leichte oder gar keine Schwierigkeiten haben. Oft wird die Bezeichnung auch gebraucht, wenn Menschen mit anderen Behinderungen (z.B. Schwerhörigkeit, Down-Syndrom) autistische Züge zeigen, man es aber nicht genau abgrenzen kann, was auf die Behinderung und was auf eine vielleicht vorliegende Autismus-Spektrum-Störung zurückzuführen ist.

Genau genommen beschreibt der Atypische Autismus alle Formen, denn es gibt unzählige Formen, die mehr oder weniger stark ausgeprägt sein können, alle Symptome zeigen können oder nicht. Deshalb spricht man auch heute von einer Autismus-Spektrum-Störung. Die Übergänge zwischen den Formen sind fließend und kaum abgrenzbar.