Bis eine Diagnose gestellt wird, ist es oft ein sehr weiter Weg. In der Regel haben Eltern schon früh einen Verdacht, dass etwas anders ist mit ihrem Kind. Dennoch hat man auch bei einem begründeten Verdacht nicht morgen schon eine feste Diagnose. Grund dafür ist vor allem, dass Symptome in unterschiedlicher Intensität auftreten können, ja sogar gar nicht erscheinen können, was eine sehr präzise Diagnostik bedarf, wie beim Atypischen Autismus oder beim Asperger-Syndrom, das kaum oder keine sprachliche Entwicklungsverzögerung mit sich bringt.
Wichtig ist, dass Sie ihrem Verdacht nachgehen. Wo man sich hinwenden kann und wo eine Diagnose durchgeführt werden kann, möchte ich ihnen auf dieser Seite zeigen.
Wenn man bemerkt, dass das eigene Kind sich auffällig verhält, nicht so ist wie andere Kinder, führt in der Regel der erste Weg zum Kinderarzt. Jetzt sind aber die meisten Kinderärzte nicht spezialisiert auf Autismus. Und auch bei Kinderärzten kann durchaus noch ein "falsches" Bild vom typischen Autisten vorherrschen. Davon sollte man sich aber nicht verwirren lassen.
Der Autismus-Regionalverband Nord-Ost hat deshalb eine Checkliste entworfen (Checkliste Autismusdiagnostik). Diese gibt den Ärzten die Möglichkeit eine fundierte Autismus-Verdachtsdiagnose zu stellen und ebnet so den Weg für die weitere Diagnostik.
Möglichkeiten für eine erste Verdachtsdiagnose bieten auch folgende Tests:
Eine Diagnose im Bereich Autismus-Spektrum-Störung kann nur von erfahrenen Spezialisten durchgeführt werden. Diese finden Sie zum Beispiel in Sozialpädiatrischen Zentren (SPZ), in speziellen Autismus-Ambulanzen oder auch bei Kinder-Psychotherapeuten. Leider hat man hier sehr lange Wartezeiten für einen Termin.
Für eine abschließende Diagnose bedarf es vielerlei Untersuchungsschritte. Ergänzende Differentialdiagnostik-Schritte dienen dem Ausschluss anderer Probleme.
Autismus-Spezifische Diagnostik:
ADOS und ADI-R gelten als der "Gold-Standard" in der Autismus-Diagnostik. Jedoch ist ADOS nicht fehlerfrei. So können Kinder, die große Verhaltensprobleme haben oder eine kognitive Entwicklungsstörung im Test über dem Cut-Off-Point landen, d.h. der Test deutet auf Autismus hin, obwohl sie keine Autismus-Spektrum-Störung haben. Genauso kann es vorkommen, dass Kinder, die sehr wohl eine Autismus-Spektrum-Störung haben, unterhalb des Cut-Off-Points liegen, also laut Test ein Autismus eher auszuschließen ist. Kinder zeigen in der Untersuchungs-Situation oftmals Verhaltensweisen, die nicht für sie normal sind. So fließen falsche Verhaltensbeobachtungen in das Ergebnis mit ein. Anders als beim ADI-R werden beim ADOS die gezeigten Verhalten von den Eltern nicht bewertet.
Kinder mit Schwerhörigkeit können zum Beispiel autistische Züge zeigen, eine verzögerte oder gar ausbleibende Sprachentwicklung, kann auf die Schwerhörigkeit zurückzuführen sein, kann aber auch einen autistischen Hintergrund haben. Die fehlende Möglichkeit kommunizieren zu können, kann sich so auch auf soziale Kommunikation und Interaktion auswirken. Ist die Entwicklung allgemein verzögert, insbesondere die kognitive Entwicklung, so kann ein solches Kind auch repetitive Verhaltensweisen zeigen, dies liegt dann daran, dass das Kind geistig noch nicht soweit entwickelt ist, wo man funktionales Spielen erwarten kann. Autismus liegt in diesem Fall nicht vor. Die Schwierigkeit für den Diagnostiker liegt darin zu erkennen, ob das Verhalten autistische Züge zeigt als Folge der Schwerhörigkeit oder ob zu der Schwerhörigkeit eine Autismus-Spektrum-Störung vorliegt.