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Stimming - Selbststimulierendes Verhalten

Bild von Pixabay: Es zeigt eine Aufzug-Schalttafel
Bild von Pixabay: Es zeigt eine Aufzug-Schalttafel

Als Stimming (selbststimulierendes Verhalten) werden Wiederholungen u. a. von physischen Bewegungen, Geräuschen und Lauten bezeichnet, aber auch wiederholte Sinneswahrnehmung, wie das Riechen an Dingen oder visuelle und akustische Reize. Stimming wird durchaus von allen Menschen gezeigt. In einer besonderen Ausprägung jedoch von Autisten. Gerade im Umgang mit Autisten sollte man über die Ursachen und somit über die Wichtigkeit von selbststimulierenden Verhalten informiert sein.

Ursachen für Stimming

Beim Stimming handelt es sich um eine schützende Reaktion auf eine Reizüberflutung mit dem Ziel, dass sich Betroffene dadurch selbst beruhigen können. Es wird versucht Reize aus der Umwelt zu blockieren oder durch Stimming zu überlagern bzw. Angstzustände oder negative Emotionen zu reduzieren. Dabei ist das Stimming keine bewusste Handlung, sondern geschieht in aller Regel automatisch und kann nur schwer unterdrückt werden. Da selbststimulierendes Verhalten mit irgendeiner Form der Reizüberflutung zu tun hat, ist es wichtig eine Stressreduktion aufgrund äußerer Reize herbeizuführen.

 

Auf keinen Fall wird das Stimming unterbrochen oder unterbunden!

Ist eine betroffene Person im Stimming, so wird diese auf keinen Fall unterbrochen. Stimming wird nicht unterbunden oder gar der Person verboten! Es ist ein Schutzmechanismus für diese Person um sich einer stressigen Situation zu entziehen. Möchten wir als Begleiter eines Autisten dieses Verhalten beenden, dann geht das nur über eine behutsame Stressreduktion. Behutsam meint ein bedürfnisorientiertes Vorgehen. Ansprache, Auswege aus der Situation aufzeigen, berühren, aus der Situation führen, ... Die Art, wie der Stress reduziert werden kann, ist abhängig von den Bedürfnissen der betroffenen Person und ist sehr individuell.

 

Was tun bei selbstverletzendem Verhalten und/oder Fremdgefährdung?

Auch hier gilt in der Akutsituation einen Ausweg für die betroffene Person zu finden. Auf Abstand gehen, der Person Raum geben und keinen weiteren Stress herbeiführen, stressauslösende Faktoren erkennen und diese reduzieren.

 

Sich über Stressauslöser bewusst sein

Es ist sinnvoll zu wissen, welche Situationen Stress und somit Stimming auslösen. Auch dies ist sehr individuell, weshalb es Sinn macht darüber Buch zu führen und genau zu dokumentieren, welche Situationen bzw. Reize Stress auslösen, sprich wann Stimming gezeigt wird. Auf Dauer ist es wichtig, hier eine Veränderung herbeizuführen, damit eine betroffene Person gar nicht erst Stimming betreiben muss.

 

Wie sieht Stimming aus?

Bei unserem Sohn war es ganz lange das Fahren mit imaginären Aufzügen, immerfort das Drücken auf eine nicht vorhandene Schalttafel und dabei Geräusche machen, als ob ein Aufzug fährt. Dieses Stimming wurde sehr häufig zuhause genutzt um den Stress von Kindergarten und Schule abzubauen oder aber auch in Wartesituationen etwa beim Arzt, aber auch bei so manchen Familien-Besuchen. Ein anderes Stimming zeigt er bis heute, wenn wir bspw. in größeren Menschenmengen unterwegs sind, hier ganz gerne Pflastersteine zählen bzw. konsequent auf immer genau einen Pflasterstein auftreten oder Fersen-Gang. Auch die Wiederholung von Geräuschen oder das Schütteln des Kopfes beim Einschlafen ist Teil seines Stimming-Repertoires.

Die Möglichkeiten an Stimming sind sehr vielfältig und können sich mit der Zeit verändern. Häufig beobachtet werden kann das Flattern mit den Händen oder Armen, das Schaukeln mit dem Oberkörper, übermäßiges Blinzeln, Zunge schnalzen, Klatschen, Fingerschnippen oder Daumenlutschen, Wiederholen von Geräuschen oder Wörtern, Bewegen von kleinen Gegenständen, aber auch selbstverletzendes Verhalten, wie das Schlagen des Kopfes.

 

Stimming-Tools als Alternative

In manchen Fällen kann es sinnvoll sein Alternativen zu einem bestimmten Stimming zu bieten. Bitte nicht unter dem Aspekt verstehen, dass das Umfeld das für sich störende Stimming verändern möchte. Geht es um selbstverletzendes Verhalten oder werden beim Stimming Gegenstände beschädigt, kann versucht werden Alternativen anzubieten. Vor allem, wenn zum Stimming Gegenstände benutzt werden, können bspw. sogenannte Fidget-Toys (Fidget-Spinner, Fidget-Cubes, Klicker, Anti-Stressbälle etc.) eine Alternative bieten. Hier gibt es eine Vielzahl an Angeboten, die mittlerweile überall erhältlich sind. Kauketten aus lebensmittelechtem Silikon können eine sichere Kauoption sein und können eine Alternative für Stimming sein.

Stimming-Tools können nur angeboten werden. Hier gilt es ausprobieren und die betroffene Person entscheiden lassen, ob und welches Stimming-Tool den gewünschten Effekt hat.

 

Reizüberflutungen und stressreiche Situationen werden sich nie ganz vermeiden lassen, auch wenn man das bestmöglichste dafür macht. Deshalb ist es wichtig, dass Autisten sich der Möglichkeit des Stimmings bedienen können und dürfen. Es ist eine wertvolle Strategie sich selbst zu regulieren. Deshalb darf diese weder unterdrückt werden noch abtrainiert. Es ist keine störende Verhaltensweise, sondern der Weg aus dem Chaos.