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Kein Kindergarten - Coronabedingte Zwangspause

Irgendwie erleben wir ja gerade ein Déjà-vu. War es doch letztes Jahr so ziemlich die selbe Zeit, als für Philipp von heute auf morgen der Kindergarten Geschichte war. In diese Zeit fühlen wir uns gerade unweigerlich zurückversetzt, auch wenn die Umstände natürlich andere sind. Vielleicht ist es aber deshalb für uns jetzt nicht so erschreckend, dass plötzlich wieder beide Jungs Zuhause sind. Vielleicht ist es auch darum für uns nicht so besorgniserregend, dass sie nun so viele Wochen pausieren.

Als komplett sorglos würde ich uns jetzt nicht bezeichnen. Denn natürlich machen wir uns durchaus Gedanken. Gerade bei Philipp, dem die Förderung im neuen Kindergarten so gut tut. Philipp, der mit Riesenschritten auf die Schule zugeht und noch so viel aufzuholen hat. Florian, der sich so toll in seinen Kindergarten eingewöhnt hat und nun so lange getrennt von seinen ersten Freunden ist. Das stimmt uns momentan natürlich traurig. Aber wir verzweifeln nicht an der Situation.

Nicht dieses mal.

Nachdem wir letztes Jahr geschafft haben, sind wir als Familie einfach nur noch stärker geworden. Es war eine schwere Zeit und definitiv anstrengend für uns alle. Unser Philipp ist ja eigentlich ein sehr lebensfroher und aufgeweckter Junge. Meltdowns und Wutausbrüche kannten wir von ihm ja immer wieder mal, aber die standen nun täglich auf dem Programm. Ihm war die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben und mehr noch, er wurde regelrecht depressiv. Er hatte keine Lust mehr irgendwas zu machen, war entweder am weinen oder immer wütend und nur noch müde. Wenn man sein Kind so erlebt, dann verzweifelt man als Mama. Wenn man sein Kind phasenweise völlig apathisch vor sich hat, dann weiß man was Sorge bedeutet.

Wir haben aber diese Zeit überstanden. Und mehr noch. Wir sind alle daran gewachsen. Es gab keine Hilfe von außen, keine Unterstützung, die kurzfristig abrufbar gewesen wäre. Stück für Stück haben wir unseren Alltag so strukturiert, dass wir mit der neuen Situation zurechtkamen. Und schließlich mit viel Ruhe und Geduld öffnete sich Philipp wieder. Er zeigte wieder Interesse an verschiedenen Dingen, ging wieder mit raus. Er fing wieder an zu sprechen und sprach mehr denn je. Diese positive Entwicklung hält bis heute an. Natürlich gibt es immer wieder mal stressgeladene Tage, Situationen und Erlebnisse, die ihn überfordern. Aber egal, ob er im Kindergarten ist oder Zuhause, die Entwicklung geht weiter.

Das ist der Grund, warum wir trotz langer Pause von sämtlichen Therapien und Kindergarten optimistisch bleiben. Philipp's Entwicklung stagniert nicht oder ist gar rückläufig. Er geht Schritt für Schritt seinen Weg und entwickelt sich immer weiter.

In der jetzigen uns auferlegten Zwangspause, stellen wir aber einen ganz besonders positiven Effekt fest. Dadurch, dass wir hier wochenlang regelrecht aufeinander gesessen sind, die Jungs füreinander die einzigen kindlichen sozialen Kontakte waren und sind, haben die beiden zueinander gefunden. Was wir noch vor wenigen Wochen für undenklich gehalten haben, ist jetzt eingetroffen. Sie spielen zusammen. Philipp hat zwar nach wie vor seine eigene Vorstellung vom Spielen, aber lässt Florian mitmachen, fordert ihn sogar dazu auf. Jetzt ist das Drama oft größer, wenn Florian nicht mitspielen möchte. Aber auch das muss Philipp lernen und wird er auch noch mit der Zeit verstehen, dass andere frei entscheiden dürfen. Florian muss nicht mit ihm im Türrahmen stehen um Aufzug zu fahren, nur weil er das jetzt so möchte. Auch wenn Florian durchaus mal mit Philipp seinen Aufzügen fährt, so hat er einfach nicht so das Interesse an dieser imaginären Aufzug-Welt.

Mir geht mein Mama-Herz einfach auf, wenn ich die beiden nun endlich gemeinsam spielen und toben sehe. Und ganz nebenbei ist es für mich auch eine Wohltat nicht mehr permanent dabei bleiben zu müssen, weil ich Angst habe, dass sie sich wieder gegenseitig die Köpfe einschlagen. Dafür brüten jetzt zwei Köpfe gemeinsam Blödsinn aus ;).

So vergingen jetzt die letzten Wochen. Wir haben die Zeit genossen, uns erholt und haben das Beste daraus gemacht. Und am Ende vergingen die Tage doch wie im Flug. Am Anfang von Corona und der darauf folgenden Maßnahmen nicht abschätzbar, wie lange diese Zwangspause wohl andauern würde, ist es nun doch bald vorbei. Nächste Woche geht es zumindest für Philipp wieder los. Unser Alltag wird sich wieder ändern, der Ferienmodus ist vorbei. Florian und ich können uns noch zu zweit eine schöne Zeit machen bevor auch er dann endlich wieder in den Kindergarten darf.

Hoffen wir mal, dass uns Corona nicht noch mal so eine Zwangspause auferlegt!