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Ich bin der Papa

Hallo, ich bin der Papa von meinen zwei Jungs und ich bin sehr stolz darauf. Der Tag an dem Philipp auf die Welt kam, war das Größte, was mir je passiert ist.

Seitdem scheint mir unendlich viel Zeit vergangen zu sein. So vieles ist passiert und musste überstanden werden. Alleine mit Philipp haben wir einen so langen Weg schon zurückgelegt. Und dann kam ja auch noch Florian hinzu. Ganz ehrlich - natürlich hatte ich mich auf mein zweites Kind gefreut, dennoch war ich so mit der Arbeit und dem Alltag beschäftigt, dass schon die Zeit der Schwangerschaft so an mir vorbeiflog. Jetzt im Nachhinein denke ich, meine Frau hatte sich in dieser Zeit von mir alleine gelassen gefühlt, aber ich hatte das nicht bemerkt.

Ich weiß auch nicht warum, aber auch als Florian da war, hatte ich nicht von Anfang an eine wirkliche Bindung aufgebaut. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass sich in unserer Familie eine Kluft aufgetan hatte - auf der einen Seite meine Frau mit Flo und auf der anderen Seite Philipp und ich.

Ich war sehr unglücklich mit der Situation, wie ich, denke ich mal, meine Frau. Aber ich hatte weder die Kraft noch eine Idee, wie wir etwas ändern hätten können. Ich bin ehrlich, meine Frau bringt uns immer wieder auf den richtigen Weg.

Ich will nicht sagen, dass unser ganzes Leben durch die Probleme mit Philipp bestimmt wird, aber es belastet mich und die ganze Familie sehr. Die ständige Sorge um ihn, was aus ihm wird. Machen wir alles richtig? Müssen wir mehr machen oder weniger? Meine Frau setzt sich immerfort mit dem Thema auseinander. Ich kann es nicht. Ich kann nicht dauernd daran denken, ich muss nicht nur für die Familie funktionieren, ich muss in der Arbeit funktionieren. Das kann ich nicht, wenn sich in meinem Kopf permanent diese Fragen drehen. Dafür hat meine Frau kein Verständnis, sie denkt, ich nehme das Thema nicht ernst, denkt ich glaube ihr nicht, dass Philipp anders ist. Ich glaube ihr, natürlich glaube ich ihr.

Meine Frau fordert dauernd mehr Verständnis von mir für Philipp, aber das gelingt mir einfach nicht immer. Ich wünschte manchmal, er wäre einfach normal, nicht so anstrengend, normal wie Florian. Wo ist mein Sohn, auf den ich mich so gefreut habe, Fußball spielen zu gehen? Er ist nicht da. Und auch wenn Florian nachkam, ändert es nichts daran, dass meine Freude darüber getrübt ist, dass Philipp einfach nicht der Sohn ist, auf den ich mich so gefreut habe. Ist dieser Gedanke falsch und verwerflich?`- Ja, ich denke sicherlich. Und ich schäme mich dafür so zu denken. Ich erzähle dies auch niemandem, nicht einmal meiner Frau. Ich fühle mich deshalb schlecht und schuldig. Und dabei liebe ich meine beiden Söhne, Philipp wie Florian, meine Frau, meine Familie über alles.